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008 – Die Absenz erkennen

008
Mir wurde gesagt, man müsste eine über 5-jährige Abwesenheit begründen. Ich halte davon nichts, biete andererseits zwei Vorwände in einem an: mir gingen die Geldscheine und die eigenen Fotoablichtungen aus. Die nächsten Einträge werden daher ohne alte 50er (oder dergleichen) dekoriert und lediglich Konterfeis von mir zeigen. Die sozialen Medien haben gefüttert zu werden – auch das wurde mir gesteckt. Des Weiteren hielt man mir nahe, zukünftig weniger Fachvokabular in meine Texte einfließen zu lassen. Diesen Kritikpunkt nehme ich für Versuchszwecke, zur Stillung der eigenen Neugier, nicht nur an, sondern auch auf. Für die nächsten 7 Notizen jedenfalls. Das zur Vorrede.

Absencen erkennt man vorzugsweise und in den überwiegenden Fällen erst dann, wenn sie vorhanden sind. Wenn jemand nicht kommt, ist jener Jemand nicht da. Fehlt ein Gegenstand, den man braucht, ist das Objekt der Begierde nicht zwangsläufig absent, die Absenz in uns dennoch. Schlimmer wird es bei Gefühlen. Empfindungen und Sinne können verschwinden und wieder kommen, Gefühle dagegen drängen sich immer wieder auf ein Neues auf, treten unerwartet aus dem Schlummer-Dasein an die Oberfläche und beherrschen kurzweilig oder langatmig das Sein, ehe sie wieder für eine gewisse Zeit untertauchen. Erkennt man folglich Absencen in Momenten, in denen sie nicht vorherrschend sind, omnipräsent sich ausbreiten, ihren absenten Zustand förmlich ausleben, ist deren Abwesenheit zum Scheitern verurteilt. Überlistete Absencen können anregend werden und die unerwartet auftauchenden ihrer Zunft belästigen das Gemüt. Geradliniger ausformuliert könnte man bei der schlimmsten Absenz davon reden, dass man auf jeden Fall mit den eigenen Gefühlen zu spielen hat, unabhängig davon, ob sie mit Absicht aus der Versenkung gezogen wurden oder unerwartet in Erscheinung traten. Schmerz muss ausgehalten und die Lust will ausgelebt werden. Das Verbinden mit angenehmen Gefühls-Absencen kann zuträglich sein und gleichzeitig die Selbsterkenntnis fördern.

Wer viel Schönes gefühlt hat, hat viel zu tun und noch mehr zu geben.
Für einen Nachsatz: Ich habe in den letzten 5 Jahren enorm viel gefühlt.

Hochempathievoll, ℐţ.


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