009 – Die Fährnis erkennen
Die Ursünde ist nicht die Frucht per se, die genüsslich verkostet wird, es ist die Befruchtung, die daraus zwangsweise resultiert und Konsequenzen nach sich zieht. Der Brei eingemachter Zerealien, garniert mit Beeren aller Art, steigert das Lustempfinden ins Unermessliche. Bereits der ordinär süßliche Duft der Pampe ist wie ein gedeckter Tisch, an dem es gilt Platz zu nehmen. Die Fährnis hat zum ausgiebigen Mahl mit zahlreichen Gängen eingeladen. Spätestens bei der Nachspeise hat sie einen in den Bann gezogen. Wer sich ihrer Hingabe widersetzt, der Versuchung widersteht, ist wie der Tor ein Narr. Es muss nicht alles perfekt sein, es muss nur nahe genug daran sein, um ein frisches, unvergleichbares Paar für einige Stunden in den Rausch des Tanzes in einer nicht endend wollenden Nacht einzuführen, der infolgedessen zwei Körper zu innigen Berührungen und letztendlich zur Verschmelzung führt. Es bedarf nicht viel, um mehr zu sein als "fremde Freunde" für einen schlüpfrigen Moment, einen Augenblick unvergesslichen Seins.
Die Fährnis ist wie ein Fadista, der vom Schicksal unverträglicher Liebe poetisiert und glücklicheren Zeiten entgegensehnt. Die Untertöne des Weltschmerzes sind nicht zu überhören. Der Fado-Sänger hält seine Stellung beharrlich und wartet auf etwas Bedeutsameres als die neblige Vergänglichkeit. Bizarre Melodien, die Emotionen beschwören, sind wie das Fischen in trüben Gewässern mit dunklem und tiefem Grund. Fährnisse sind Wagnisse, die es zu erkennen gilt.
Hochempathievoll, ℐţ.