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010 – Das Angstsystem erkennen

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Angst? System? Keine Sorge. Es geht nicht direkt um die Angst und es betrifft nicht ein System per se, oder etwa doch? Der Titelei, insoweit kann das herausgegriffen werden, hängt – so wie der vielen Anderen gleichsam – ein säkularer, ein verweltlichter Unterton anheim, folgend einer ungeheuerlichen Tendenz Geschehnisse abseits des Ewigen zu betrachten. Dabei ist das tiefe, das gegenwärtige Sein niemals losgelöst von seiner urpersönlichen Sphäre. Für ein Beispiel: Wenn man eine Person liebt, so wie sie ist, dann liebt man sie von ganzem Herzen, ohne jemals irgendwelche Hintergedanken zu entwickeln. Bittere Tränen verwandeln sich in ein zuckersüßes Gemisch und das Weinen wird zu einer essenziellen Fähigkeit. Augenwasser fließen zu lassen, die Tropfen danach abzuwischen, gehört zur Realität Liebender.

Das, was man an sich heranlässt – sehend, hörend, fühlend sowie gelegentlich riechend und schmeckend – beeinflusst das Innerste und offenbart sich im Äußeren. Der Feind ist nicht der Stimulus oder die Befeuerung dessen durch Überflutung. Offenbart sich das Weiße um das Schwarze, stoppt die Kreativität abrupt und das laterale Denken kommt zu einem jähen Ende. Aufgerissene Augen offenbaren geweitete Pupillen. Die Angst des Gegenübers kann in der jeweiligen Situation sehr leicht durch diese Form der nonverbalen Sprache erkannt werden. Ein Erstaunen oder eine Überraschung sind in den überwiegenden Fällen auszuschließen, selbst für die Neurodivergente gleicht es einem Kinderspiel.

Das menschengemachte System, in dem so gut wie alle leben – und das ist beileibe keine Neuigkeit –, ist getrieben von der Angst. In finsteren Momenten wünschte man sich einen Ozean aus Vanitas-Symbolen, der zu einer weltumspannenden kognitiven Stille nötigt, sich geradezu anbiedert. Ein Meer aus Nichtigkeiten, und an den unfruchtbaren Küsten weht der Windhauch der Eitelkeiten, ergriffen schwelgend über die Vergänglichkeit alles Irdischen. Spuren im Sand verwehen und korrelieren mit jedweden Zuständen der Irritation, die hier keinen Platz finden wollen. Distanziert man sich vom Weltlichen, werden zukunftsweisende Impulse freigesetzt, die den Weg zu neuen Strukturen, zu einem System fernab von getriebener Angst, aufmachen. Miteinander können wir alle Aspekte der Wahrnehmung voneinander lösen und sie einzeln betrachten. Tränen zu sehen, zu hören oder sie zu riechen mutet seltsam an, doch sie zu fühlen und sie zu schmecken macht durchaus Sinn. Dissoziation mag in manchen Situationen hilfreich erscheinen.

Hochempathievoll, ℐţ.


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